Kriseninterventionsteam KIT-München

KIT-München

Organisation:
ASB
Kategorie:
Sonderpreis
Anschrift:
81373 München

Über das Projekt

Bitte erzählen Sie uns von Ihrem Projekt in einer kurzen Zusammenfassung.

Das KIT-München unterstützt als erstes Kriseninterventionsteam (KIT) weltweit Menschen unmittelbar nach akut hochbelastenden Ereignissen wie unerwarteten Todesfällen, schweren Unfällen/Unglücken oder anderen dramatischen Ereignissen. Unsere aktuell rund 60 Einsatzkräfte leisten ihre Arbeit ehrenamtlich, lediglich Leitung und Verwaltung des Teams sind im Hauptamt angesiedelt. Im bundesweiten Vergleich (und auch darüber hinaus) hat das KIT-München sehr hohe Standards und gilt bis heute als Leuchtturmprojekt im Bereich der Krisenintervention/ Notfallseelsorge. Auch im Bereich Forschung/Konzeptentwicklung beteiligt sich das KIT-München seit jeher und hat zum Ziel, die Psychosoziale Notfallversorgung (PSNV) bundesweit voranzutreiben. Kernarbeit ist aber die Akutbetreuung im Rettungsdienstbereich München, wo wir 24/7/365 seit der Gründung ohne Unterbrechung im dienstbereit sind. Jährlich bewältigen wir ca. 800 Einsätze. Immer wieder wurde das KIT-München auf Anfrage z.B. des Auswärtigen Amtes zu Auslandseinsätzen geschickt, z.B. nach dem Germanwings-Absturz, nach 9/11 oder nach den Anschlägen in Paris 2015.
Mit seinem Vordbildcharakter hat das KIT-München bundesweit dazu beitragen können, dass sich ähnliche Strukturen bildeten und auch dadurch bundesweit ein flächendeckendes Netz an Krisenintervention/Notfallseelsorge entstand. So entstand ein tolles Feld für ehrenamtliches Engagement, das im März 2024 sein 30-jähriges Jubiläum feiert. Da es sich bei der Versorgung akut belasteter Menschen keinesfalls um Behandlung/Therapie handelt, sondern in erster Linie um ein zwischenmenschliches "Da-Sein" und Begleitung bei den ersten Schritten nach einem belastenden Ereignis, ist dies ein Feld, das derzeit gut ehrenamtlich gestaltet werden kann. Unsere Einsatzkräfte - genauso wie die anderen Einsatzkräfte bundesweit - erleben ihr Engagement als zutiefst sinnstiftend.

Welche Situationen oder Anlässe haben Ihr Projekt ausgelöst?

Zahlreiche Defiziterfahrungen Ende der 80er Jahre haben gezeigt, dass bei Notfällen aller Art eine Betroffenengruppe komplett unbeachtet blieb: Die unverletzten Beteiligten, die keine notfallmedizinische benötigen, sehr wohl aber trotzdem betroffen sind: Angehörige, Augenzeugen, Vermissende, Überlebende, Ersthelfer:innen und Co. Für diese hatten die alarmierten Einsatzkräfte i.d.R. keine Zeit. So entstand die Idee, eine Struktur zu gründen, die sich explizit an diese Betroffenen wendet und nur ganz für sie da ist. 

Welche Ziele verfolgt Ihr Projekt?

Das Projekt verfolgt das Ziel, dass Menschen in hochbelastenden Situationen nicht alleine zurückbleiben, sondern ein qualifiziertes Betreuungsangebot erhalten. Dies halten wir für einen Wert an sich - darüber hinaus geht es aber auch darum, etwaigen Traumafolgestörungen vorzubeugen und so auch langfristig Betroffene zu schützen, genauso wie das Gesundheitssystem, dem dadurch Kosten z.B. für Behandlungen erspart bleiben könnten. Wie oben geschildert, engagiert sich das KIT-München intensiv in entsprechenden Forschungsprojekten, die das junge Feld der Krisenintervention und die Wirksamkeit der Betreuungsmaßnahmen wissenschaftlich untersuchen. 

Welche Schritte haben Sie bisher umgesetzt, um diese Ziele zu erreichen? Welche Zielgruppen sprechen Sie an und wie erreichen Sie diese?

Im Prinzip werden diese Ziele Tag für Tag erreicht - bei im Druchschnitt 2-3 Einsätzen in 24 Stunden, allein bei uns in München. Auf übergeordneter Ebene engagieren wir uns durch Gremienarbeit, Forschung und Vernetzung aber auch dafür, dass die Krisenintervention bundesweit den Stellenwert erlangt, den wir für angemessen und im Sinne der Betroffenen für wichtig halten. Denn eine zuverlässige Alarmierung von KIT ist auch heute noch keine Selbstverständlichkeit. Letztlich berührt dies auch Fragen einer gesetzlichen Normierung, wie jüngst in Berlin als erstem Bundesland überhaupt eingeführt.

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