Emulation radiologischer Messgeräte

Dr. Michael Schwalm

Organisation:
FFW
Kategorie:
Innovative Konzepte
Anschrift:
34637 Schrecksbach

Über das Projekt

Bitte erzählen Sie uns von Ihrem Projekt in einer kurzen Zusammenfassung.

Ich habe mit einfachen, kostenguünstigen Komponenten den Prototyp eines Systems entwickelt, welches über hochpräzise Satellitennavigation in der Lage ist, Dosisleistungsmessgeräte zu emulieren. Es erlaubt eine beliebige Anzahl frei definierbarer radioaktiver Punktquellen, mit ihren jeweiligen Zerfallsreihen, sowie möglicher abschirmender Elemente verschiedener Beschaffenheit und Dicke, wie z.B. Hauswände, zu definieren und deren Koordinaten zu hinterlegen. Die tragbaren Emulatoren bestimmen in Echtzeit auf wenige cm genau ihre Positionen relativ zu den virtuellen Quellen und den abschirmenden Objekten und können so die Gammadosisleistungen, welche in einem realen Szenario an den jeweiligen Orten herrschen würden, sowie die resultierenden Dosen fortlaufend berechnen und anzeigen. Somit verhalten sie sich so, wie es reale Messgeräte in der entsprechenden Situation tun würden, wobei auch Effekte wie Trägheit, begrenzte Messgenauigkeit, Hintergrundstrahlung und der fortlaufende Zerfall der Quellen emuliert werden. Dies ermöglicht es frei von Sicherheitsproblemen und größerem organisatorischen Aufwand überall und jederzeit realitätsnah Strahlenschutzübungen durchzuführen und so Einsatzkräfte regelmäßig in der Beherrschung atomarer Gefahrenlagen zu trainieren, was bislang in dieser Form nicht möglich war.

Seit Herbst werden unter meiner Leitung die ersten Übungen und Ausbildungsdienste mit dem neuen System bei den Feuerwehren Schrecksbach und Schwalmstadt, sowie dem Umweltdienst, der A-Komponente des GABC Zugs und dem Dekontaminationszug des Schwalm-Eder-Kreises durchgeführt und dabei grundlegende Messaufgaben und Vorgehensweisen trainiert. Hier zeigt sich der enorme Nutzen des Emulators für den Lernerfolg der Teilnehmenden, da nur mit dessen Hilfe das korrekte Messen, sowie Such- und Einsatzstrategien realitätsnahe geübt und die Gefährlichkeit unterschiedlich starker Quellen sowie die aufgenommenen Dosen praktisch aufgezeigt werden können.

Welche Situationen oder Anlässe haben Ihr Projekt ausgelöst?

Bei Zwischenfällen mit atomaren Gefahrstoffen sind die korrekte Anwendung der vorhandenen Geräte zum Messen und Überwachen der unweigerlich auftretenden Strahlenfelder essenziell für den Einsatzerfolg und die Sicherheit der eingesetzten Kräfte. Somit ist ein regelmäßiges Üben deren richtiger Handhabung auf Standortebene enorm wichtig. Allerdings ist genau dies derzeit nicht realitätsnah möglich, da entsprechend starke Strahlenquellen aus nachvollziehbaren Gründen nicht verfügbar und kommerziell erhältliche Trainingsgeräte für einen flächendeckenden Einsatz viel zu teuer sind. Als Leiter der GABC-Messgruppe des Schwalm-Eder-Kreises stand auch ich in der Vergangenheit regelmäßig vor diesem Problem. Dies brachte mich auf die Idee einen Emulator zu entwickeln, der eine einfache, kostengünstige und gefahrlose Möglichkeit bietet diese Lücke in der Strahlenschutzausbildung zu schließen.

Welche Ziele verfolgt Ihr Projekt?

Seit ich die grundlegende Idee entwickelte, stehe ich hierzu mit der Hessischen Landesfeuerwehrschule (HLFS), sowie dem Innen- (HMdIS) und dem Umweltministerium des Landes Hessen in Kontakt, mit dem Ziel, das System, um weitere Möglichkeiten zu erweitern, auf handelsüblichen Smartphones lauffähig zu machen und schließlich allen interessierten Katastrophenschutzeinheiten (KatS) zur Verfügung zu stellen. Hiermit möchte ich einen Beitrag dazu leisten die Ausbildungsmöglichkeiten im Bereich Strahlenschutz zu verbessern. Darüber hinaus strebe ich eine Version für die Nutzung in Gebäuden auf Grundlage entsprechender Navigationsmethoden und die Erweiterung auf Gasmessgeräte in Verbindung mit einer lokalen Wetterstation an. Ferner ist eine Integration in die Messcontainer der ABC-Erkundungskraftwagen denkbar. Von Seiten der HLFS wurde außerdem vorgeschlagen das System, um eine Softwarekomponente zur Übungsnachbesprechung zu erweitern.

Welche Schritte haben Sie bisher umgesetzt, um diese Ziele zu erreichen? Welche Zielgruppen sprechen Sie an und wie erreichen Sie diese?

Ende 2021 begann ich mit der Entwicklung des Prototyps. Seit Herbst 2022 habe ich diesen erfolgreich bei Ausbildungsdiensten im Einsatz und verbessere ihn anhand der gewonnenen Erfahrungen stetig. Am 13.12.22 konnte ich ihn, sowie meine weiteren Ideen schließlich an der HLFS, unter Beisein eines Vertreters des HMdIS, präsentieren. Im nächsten Schritt soll das System nun um die Emulation von Richtungsabhängigkeiten der Messgeräte, Flächenkontaminationen und beweglichen Quellen erweitert und als Smartphone-App implementiert werden, um es auf einfache Weise allen Interessierten zugänglich machen zu können. Parallel dazu suche ich nach Partnern und Finanzierungsmöglichkeiten für anschließende Weiterentwicklungen, wie oben geschildert.

Das Projekt richtet sich an alle KatS-Einheiten, welche bei ABC-Gefahrenlagen zum Einsatz kommen. Sie sollen über Veröffentlichungen, sowie die jeweiligen Ausbildungsstätten darauf aufmerksam gemacht werden.

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