MedExTainer - schneller Raum für den Bevölkerungsschutz

Malteser Hilfsdienst e.V. Mainz

Organisation:
MHD
Kategorie:
Innovative Konzepte
Anschrift:
55129 Mainz

Über das Projekt

Bitte erzählen Sie uns von Ihrem Projekt in einer kurzen Zusammenfassung.

Der Bevölkerungsschutz in Deutschland verfügt über viele motivierte Helfende und auch viel Material - was aber fast immer fehlt, ist spontan und vor Ort verfügbarer Raum. Dieser muss dann erst gefunden oder geschaffen werden, was Zeit (und Kraft) benötigt - und die Hilfe für die Betroffenen maßgeblich verzögert.
Wir benötigen Raum, der trotz Regen, Kälte, Hitze oder Sturm sofort nutzbar ist und zwar direkt an der Schadensstelle - oder wo immer er eben benötigt wird. Ein Raum, der multifunktional nutzbar ist, ob für die Behandlung von Patienten, für die Unterbringung von Betroffenen, als Sichtungsstelle, Erweiterung einer Notaufnahme, Rückzugsraum für Helfende usw.
Genau diesen Raum soll der sogenannte MedExTainer bringen: Ein Container, der mittels vier hydraulischer Stützen von einem 7,5t LKW abgesetzt werden kann - und mit nur 2 Helfenden so ausgeklappt wird, dass sich die Grundfläche verdreifacht. In gut 15 Minuten entstehen so über 40 m² Raum, der schon für vielfältige Einsatzarten vorbereitet ist, z.B.:
- Sauerstoff, medizinische Geräte,  Schnelltragenlagerungssysteme usw. für die Behandlung von Patienten
- eine Toilette und mittels Vorhängen separierte Bereiche für die Unterbringung von Evakuierten, Geflüchteten oder auch zur Einrichtung von z.B. Impf-/Testmöglichkeiten
- Generator, Klimagerät, Fenster und Türen auf jeder Seite, um an jedem Ort und bei jedem Wetter einsatzbereit zu sein - und auch die Kombination mehrerer MedExTainer zu einer größeren Einheit zu ermöglichen
- barrierefreie Nutzung mit Rollstühlen, Fahrtragen und sogar Krankenhausbetten
- als mobiles Lagezentrum, Besprechungsraum, Essensausgabestelle und so viel, viel mehr!
Der Begriff MedExTainer steht für "Medical Extendable Container" - aber es ist weit mehr als eine medizinische Einheit. Der MedExTainer wird dem Bevölkerungsschutz völlig neue Möglichkeiten eröffnen und ihn leistungsfähiger und flexibler machen - aber insbesondere kann Betroffenen schneller Hilfe geleistet werden.

Welche Situationen oder Anlässe haben Ihr Projekt ausgelöst?

Bei vielen unserer Einsätze stand leider kein Raum, z.B. Turnhallen, Schulen usw., spontan und vor Ort zur Verfügung. Im Ahrtal war die Infrastruktur sogar völlig zerstört. Wir (und grunds. der Bevölkerungsschutz) versuchen diesen Raum dann mit Hilfe von Zelten zu schaffen - was jedoch lange dauert und viele Helfende benötigt. Diese werden körperlich ausgepowert und können den Betroffenen nicht schnell Hilfe leisten.
In den vergangenen Jahren mehren sich jedoch die Ereignisse, bei welchen die Nutzung von Zelten überhaupt nicht mehr möglich war. Zunehmende Extremwetterereignisse, aber auch Kälte/Hitze oder matschiger Untergrund machen den Einsatz unmöglich. Und dann?
Sucht man doch wieder Gebäude, die aber ein zweites Problem mit sich bringen: für den Transport dorthin, werden erneut viel Zeit, viele Helfende und Transportkapazitäten (Fahrzeuge) benötigt. All dies führt zu einer langsamen und unflexiblen Hilfe für die Betroffenen.

Welche Ziele verfolgt Ihr Projekt?

Wir wollen schneller und besser helfen, aber insbesondere unabhängig werden von "hoffentlich gutem Wetter" oder "zum Glück ist in der Nähe eine freie Turnhalle" - denn im Zweifelsfall kostet dies Menschenleben.
Der MedExTainer kann, insbesondere wenn es mehrere davon gibt, dem Bevölkerungsschutz eine völlig neue Komponente geben: Neben Helfenden und Material, endlich auch den dazugehörigen Raum. Das Ahrtal hat gezeigt, dass wir neu denken müssen und uns nicht mehr auf bestehende (Infra-)Strukturen verlassen dürfen. Wir wollen mit dieser Innovation aber auch Helfende entlasten. Wir müssen deren Qualifikation schnellstmöglich den Betroffenen zugutekommen lassen - und sie nicht durch langwierige und körperlich anstrengende Aufbauten (oder auch das Einrichten, denn Zelte, Hallen usw. müssen auch erstmal mit Material eingerichtet werden) binden.  Der MexExTainer soll ein Pilotprojekt für einen modernisierten Bevölkerungsschutz werden.

Welche Schritte haben Sie bisher umgesetzt, um diese Ziele zu erreichen? Welche Zielgruppen sprechen Sie an und wie erreichen Sie diese?

Der MedExTainer ist mit vielen Experten aus den Bereichen Sanität, Betreuung, Verpflegung und Führung geplant und zwischenzeitlich durch einen Fahrzeugbauer konstruiert worden. Diverse Probleme wie ein möglichst geringes Gewicht (max. 7,5 Tonnen um noch mit einem Führerschein der C1-Klasse bewegt werden zu können), autarker Betrieb, Toiletteneinbau, Erweiterbarkeit etc. wurden in Arbeitsgruppen gelöst. Bei diversen Präsentationen des Konzeptes konnten wir bereits viele Führungs- und Einsatzkräfte aus allen Hilfsorganisationen und auch der Feuerwehr von dem Konzept begeistern - nun muss das Konzept nur noch realisiert werden. Hierfür haben wir in Mainz und Umgebung die Bewerbung des Projektes gestartet - unter anderem wurde in der Mainzer Allgemeinen Zeitung darüber berichtet.

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