VirtuRAD - realistische Übungen im Strahlenschutz

ABC-Zug München-Land e.V.

Organisation:
Regieeinheiten
Kategorie:
Innovative Konzepte
Anschrift:
85540 Haar

Über das Projekt

In Strahlenschutzeinstzen können die Einsatzkräfte hohen Strahlendosen ausgesetzt sein. In Übungen ist das rechtlich und praktisch nicht möglich. Deshalb können realistische Übungen im Strahlenschutz nicht mit echten Strahlenquellen durchgeführt werden. Tatsächlich war es bislang überhaupt nicht möglich, Strahlenschutzeinsätze realistisch zu üben. Mit VirtuRAD ist es zum ersten Mal möglich, anhand von simulierten Messwerten auch so große Strahlendosen, wie sie in Einsätzen vorkommen können, in Übungen völlig realistisch darzustellen. VirtuRAD kann von den Einsatzkräften der Organisationen, die Strahlenschutzeinsätze leisten, also von den Feuerwehren und den ABC-Einheiten der anderen Organisationen, genutzt werden.

VIRTURAD ist ein Simulationssystem für realistische Übungen im Strahlenschutz. Es besteht aus einer selbstentwickelten Software und mehreren elektronischen Geräten. VirtuRAD nutzt das Indoor-Positioning-System Pozyx, das erst seit etwa 1,5 Jahren auf dem Markt ist. Damit ist es möglich, die Position eines Messgeräts zentimetergenau zu bestimmen. Das Messgerät wird dazu mit einem elektronischen Empfänger ausgestattet, der die Signale von dazugehörigen Sendern, die in der Umgebung aufgestellt sind, empfängt. Anhand der so bestimmten Position berechnet die VirtuRAD-Software die Dosisleistung, also die Stärke der Strahlung, am Ort des Messgeräts. Dieser Wert wird auf das Display des Messgeräts übertragen und dort angezeigt. Die Einsatzkraft merkt keinen Unterschied zu einem real gemessenen Wert. In VirtuRAD können beliebige simulierte Strahlenquellen angelegt werden. In der Software wird festgelegt, wo sich diese Strahlenquellen innerhalb der Übungsfläche befinden sollen. VirtuRAD berechnet die Dosisleistung in der Umgebung der Strahlenquellen und berücksichtigt dabei auch die Abschirmung der Strahlung durch Wände, Türen usw. Solche realistischen Übungen sind im Strahlenschutz unerlässlich, weil sich Einsatzkräfte nur durch ihr richtiges Verhalten vor einer eigenen Gefährdung schützen können. Die VirtuRAD-Software zeichnet alle relevanten Parameter sekündlich auf, sodass das Verhalten der Einsatzkräfte anschließend genau ausgewertet werden kann. In einer ersten Übung mit VirtuRAD beim ABC-Zug München-Land mussten die Einsatzkräfte eine starke Strahlenquelle auf einem Lkw-Anhänger aufspüren und bergen. Das ist nur durch umfangreiche Messungen möglich, wobei die Einsatzkräfte sich selbst vor einer zu großen Strahlendosis schützen müssen. Eine besondere Erfahrung für die Einsatzkräfte war, dass auch in großem Abstand um eine starke Strahlenquelle noch hohe Dosisleistungen herrschen – was bislang in Übungen nicht dargestellt werden konnte.

VirtuRAD nimmt sich des jahrzehntealten Problems realistischer Strahlenschutzübungen auf innovative Weise an, indem es dieses Problem mit moderner, erst seit kurzem verfügbarer Technologie angeht. VirtuRAD ist völlig in ehrenamtlicher Leistung, noch neben unserer eigentlichen ehrenamtlichen Tätigkeit als Einsatzkräfte und Ausbilder beim ABC-Zug München-Land, entstanden. VirtuRAD bereitet Einsatzkräfte auf Einsätze im Strahlenschutz vor - ein Thema, das angesichts der gewachsenen Gefährdung durch Terrorismus besonders aktuell ist.

Im Strahlenschutzeinsatz können sich die Einsatzkräfte nur durch ihr richtiges Verhalten vor einer Gefährdung schützen. Dieses Verhalten wird durch die sogenannte 3-A-Regel beschrieben: Abstand zur Strahlenquelle halten, die Aufenthaltszeit minimieren und Abschirmungen nutzen. Die persönliche Schutzausrüstung bietet vor großer Dosisleistung keinen Schutz, sodass es besonders wichtig ist, dass die Einsatzkräfte dieses Verhalten beherrschen. Nur durch ihr richtiges Verhalten können sie sich vor einer eigenen Gefährdung schützen. Mit VirtuRAD wird das richtige Verhalten im Strahlenschutzeinsatz realistisch geübt. Die Einsatzkräfte erfahren ohne Unterschied zur Realität, was die drei Maßnahmen aus der 3-A-Regel für ihren Schutz bedeuten und wie sie sie richtig umsetzen.

Wie schon für die Erkunder-Simulation wird es für VirtuRAD eine Website geben. Darüber hinaus werden wir VirtuRAD im Bevölkerungsschutz-Magazin vorstellen. Außerdem werden wir Erfahrungen zum Nutzen verschiedener einsatztaktischer Maßnahmen, die mit VirtuRAD schon gewonnen wurden und noch gewonnen werden, als wissenschaftlichen Beitrag bei einer Fachzeitschrift für Strahlenschutz einreichen. Beschreibung der Abbildungen: Die Fotos stammen von einer Übung, bei der eine versteckte starke Strahlenquelle auf einem Lkw-Anhänger gefunden werden musste. Eine solche Lage kann zum Beispiel beim Schmuggel von Strahlenquellen in Vorbereitung terroristischer Anschläge vorkommen. Die Einsatzkräfte mussten die 3-A-Regel anwenden, um sich selbst vor zu hoher (simulierter) Dosis zu schützen. Eine Einsatzkraft mit dem nachempfundenen Messgerät in der Hand. Die gerade angezeigte Dosisleistung von über 7 Millisievert pro Stunde kann in Einsätzen vorkommen, ist für Übungen aber zu hoch. Die Benutzeroberfläche der VirtuRAD-Software. Groß dargestellt ist ein Grundriss der Übungsfläche. Die zwei waagrechten Rechtecke und geraden, türkisen Linien auf dem Grundriss stehen für verschiedene Arten von Abschirmungen: links der Lkw, rechts davon der Anhänger mit Beladung, weiter rechts die Wand der Übungshalle mit einer schwächer abschirmenden Tür. Die Position der Quelle auf dem Anhänger ist mit einem gelb-schwarzen Fadenkreuz markiert. Die bunten Farben stellen die Dosisleistung an der jeweiligen Stelle dar: Zum Beispiel ist die Dosisleistung hinter der Tür größer als hinter der Wand. Das nachempfundene Messgerät für VirtuRAD. Es besteht aus dem Pozyx-Modul zur Positionsbestimmung, einem Arduino-Kleincomputer (30 Euro), einem kleinen Bildschirm (10 Euro) und einem mit einem 3D-Drucker hergestellten Gehäuse (20 Euro).

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