Notläuten - Kirchenglocken warnen im Zivilschutz- und Katastrophenfall
Ev.-luth. Kirchenkreis und Katholische Kirche Bremerhaven
Über das Projekt
Bitte erzählen Sie uns von Ihrem Projekt in einer kurzen Zusammenfassung.
Im Zivilschutz- und Katastrophenfall ist die Warnung der Bevölkerung besonders wichtig. In der Seestadt Bremerhaven existieren stationäre und mobile Bevölkerungswarnsirenen, welche naturgemäß aber nicht alle Bereiche lückenlos abdecken können. Diese Herausforderung ist im gesamten Bundesgebiet gegenwärtig, wenngleich das Sirenenförderprogram des BBK die Warnlücken weiter reduziert. Um Warnlücken zusätzlich zu minimieren, hatten die Katastrophenschützer:innen und die Bremerhavener Kirchen konfessionsübergreifend eine gute Idee.
Im Zivilschutz- oder Katastrophenfall, bei Großschadenslagen und/oder schweren Unglücken kann in sechs Glockentürmen evangelischer und katholischer Kirchen das sogenannte Notläuten ausgelöst werden. Die Standorte sind so ausgewählt, dass das Glockenläuten eine perfekte Ergänzung zum „Weckeffekt“ der stationären Sirenen darstellt. Die ehrenamtlich aktiven Kirchenvorstandsmitglieder/innen, Küster/innen sowie Diakone/ innen und Pastoren/innen werden im Ereignisfall durch die zuständige Leitstelle über DIVERA alarmiert und leiten das 15-minütige Notläuten ein.
Ziel ist es, Warnlücken zu schließen und mit dem ungewöhnlich langen Glockenläuten möglichst viele Personen in der Stadt zu „aufzuwecken“.
Flankiert wird das Projekt "Notläuten - Kirchenglocken warnen im Zivilschutz- und Katastrophenfall" durch regelmäßige Bevölkerungs- und Resilienz Arbeit zum Thema Warnung der Bevölkerung. Hierfür wurden beispielsweise Roll-Ups mit Informationen zum Notläuten und zur Warn-App NINA beschafft, die im Rahmen von den Gottesdiensten in den Kirchen aufgestellt werden. Auf diese Weise wird auf das Notläuten und die Sirenen hingewiesen, vor allem aber auch der Fokus auf die NINA-WarnApp gelenkt. Durch die Begleitung von ehrenamtlich tätigem Fachpersonal des Zivil- und Katastrophenschutzes werden die Besucher/innen bei der Installation der WarnApp unterstützt.
Welche Situationen oder Anlässe haben Ihr Projekt ausgelöst?
Die Ortskatastrophenschutzbehörde Bremerhaven realisiert, mithilfe die sehr guten Unterstützung des „BBK-Sirenen-Förderprogramms“, ein umfassendes Sirenennetz zur Bevölkerungswarnung.
Da nicht alle Berieche lückenlos mit Sirenen versorgt werden können, entstand gemeinschaftlich die Idee des Notläutens der Kirchtürme um Warnlücken weiter zu reduzieren.
Welche Ziele verfolgt Ihr Projekt?
1. Verbesserung der Warninfrastruktur + Reduzierung von Warnlu?cken
Das Projekt verfolgt in erster Linie das Ziel, die Warninfrastruktur weiter auszubauen, um im Ereignisfall möglichst viele Personen erreichen zu können.
2. Vernetzung der Akteure + Bevölkerungsarbeit
Zusätzlich soll das Notläuten dazu beitragen, die Kirchengemeinden als weitere Akteure am Bevölkerungsschutz noch aktiver zu beteiligen. Die dort ehrenamtlich Aktiven sind fest im Warnkonzept der Stadt eingebunden und dadurch auch sehr gut über den gesamten Warnmittelmix informiert.
Ziel ist es, dass dieses Wissen sowohl im Rahmen von Gottesdiensten als auch in das direkte Umfeld der beteiligten Personen transportiert wird. Auf diesem Weg kann bestenfalls ein zusätzlicher Personenkreis über die Bedeutung der verschiedenen Warnmittel und Warnsignale informiert werden, welcher über gängige Kampagnen in Social-Media etc. ggf. nicht umfassend erreicht werden.
Welche Schritte haben Sie bisher umgesetzt, um diese Ziele zu erreichen? Welche Zielgruppen sprechen Sie an und wie erreichen Sie diese?
Im Zuge der Implementierung des Notläutens konnte im ersten Schritt ein Kontakt zwischen dem Zivil- und Katastrophenschutz und den zuständigen Ansprechpartner*innen der evangelischen und katholischen Kirchengemeinden hergestellt werden, der bis heute weiter ausgebaut wurde. Vertreter/innen nehmen seit Projektbeginn regelmäßig an den Führungskräftetreffen des Zivil- und Katastrophenschutz teil. Das Konzept Notläuten konnte so weit ausgearbeitet werden, dass es heute fester Bestandteil des Warnmittelmixes ist. Eine erfolgreiche Teilnahme an den bundesweiten Warntagen 2022 und 2023 hat stattgefunden. Auch der Alarmierungsweg steht fest und ist erprobt: Die „Glöckner/innen“ werden über DIVERA alarmiert. Erste Maßnahmen zur Bevölkerungssensibilisierung sind im Schulterschluss zwischen Ortskatastrophenschutzbehörde und Kirchengemeinden erfolgt.